DAS TABU IST EIN KOMISCHER VOGEL:
Tabea ist sieben Jahre alt, als sie mit ihrer Familie in eine andere Stadt zieht. Am ersten Schultag soll sie sich der neuen Klasse vorstellen. Doch wie aus dem Nichts ist plötzlich Tabulu da - ein seltsames, vogelartiges Wesen. Es sitzt auf Tabeas Schulte, zwickt sie, piepst ihr ins Ohr und macht es ihr unmöglich, überhaupt ein Wort herauszubringen. Das nervige Biest begleitet sie nun Tag und Nacht. Es wird immer größer und größer und lässt sich nicht ignorieren. Metaphorisch steht Tabulu für Tabeas Ängste. Es verschwindet nicht, doch es wird wieder kleiner, als das Mädchen lernt, mit ihm umzugehen. Erleichtert stellt Tabea fest, dass auch andere ihre Angst mit sich herumtragen.
Oft ist es ein schmaler Grat zwischen den normalen Sorgen, die Kinder in ihrer Entwicklung durchmanchen und einer Angststörung – von der in Deutschland etwa jede zehnte Kind betroffen ist. „Durch das Buch wollen wir sie ermuntern, über tabuisierte Ängste und Leiden zu sprechen„ , schreibt die Autorin Paula Kuitunen, die Psychologie studierte und selbst mir einer Phobie zu leben gelernt hat. Sie ist Mitbegründerin der Initiative Mindcolors und setzt sich damit für die Rechte und Entstigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ein. Dazu schreibt und illustriert sie Bücher zu den Themen psychische Gesundheit und Krankheit. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Dresden.
„Mein Tabulu“ soll Eltern und Erziehenden dabei helfen, mit Kindern über die Themen Angst und Angststörungen ins Gespräch zu kommen. Ihr Buch wird dazu eine nützliche Hilfe sein, denn über die Figuren des Tabulu – und der anderen Tierwesen, die Tabeas Mitmenschen mit sich herumtragen - bekommt das oft unaussprechliche und unsichtbare Thema „Angststörung“ Namen und Gestalt. Dadurch wird es leichter für Kinder und Erwachsene, darüber zu sprechen.
Die Geschichte um Tabea und ihr Tabulu ist, einem Kinderbuch und der Thematik angemessen, mal heiter und bunt, mal düster und traurig, dabei aber stets mit einer positiven Botschaft. Die kindlich und schön aquarellierten Zeichnungen erreichen auch auf der Bildebene die passende Verbindung zur jungen Zielgruppe. Vom Diplom-Psychologen und Ehemann Sören Kuitunen-Paul gibt es im Anschluss an die Bildergeschichte fachliche Antworten auf Fragen wie „Wann wird aus Angst eine Angststörung?“, „Woran erkenne ich eine Angststörung“ oder „“Wo finde ich Hilfe?“ sowie eine Liste mit weiteren Informationen und Hilfsmöglichkeiten im Internet am Ende des Buches.
Rezensioin von Peter Heuchemer in der Zeitschrift Psychosoziale Umschau 02/2019